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Der Geschichte der Bassena auf der Spur

Die Bassena, ein ehemals allgegenwärtiges Element im Wiener Alltagsleben, ist heute noch hauptsächlich in den alten Zinshäusern zu finden. Ihre Geschichte und die damit verbundenen sozialen Dynamiken sind jedoch faszinierend und bieten einen tiefen Einblick in das Leben der Wiener Bevölkerung vom späten 19. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Dieser Beitrag nimmt Sie mit auf eine Reise durch die Geschichte der Bassena und teilt einige interessante Fakten über diese einzigartige Wiener Institution.

Was ist eine Bassena? 

Eine Bassena (vom französischen "bassin" für Becken) ist eine Wasserentnahmestelle bzw. ein Wandbrunnen in den historischen Wohnhäusern Wiens, die keinen direkten Wasseranschluss in den Wohnungen hatten. Sie befand sich meist im Halbstock oder auf den Fluren der einzelnen Stockwerke und diente den Bewohnern als zentraler Punkt zur Entnahme von Trink- und Gebrauchswasser. Die Bassena war mehr als nur eine Wasserquelle, sie war ein sozialer Treffpunkt, an dem Klatsch und Neuigkeiten ausgetauscht wurden.

Bassenamodelle 

Der Grundkörper der klassischen Bassena besteht üblicherweise aus Gusseisen mit einer emaillierten Oberfläche. Die Bassenas wurde in verschiedensten Ausführungen gefertigt. Es gibt sie in zahlreichen Mustern, Größen, Farben und mit verschiedensten Schriften und Verzierungen. Auch die Abdeckungen und Geruchverschlüssen waren von Bassena zu Bassena unterschiedlich. 

Die auf dieser Seite abgebildeten Bassenamodelle sind ein Auszug aus dem im Jänner 1908 erschienene Katalog von Rosenthal & Kafka.

Die Geschichte der Bassena

Die Geschichte der Bassena ist eng mit der Entwicklung der städtischen Infrastruktur und den Wohnverhältnissen in Wien verbunden. Im 19. Jahrhundert, als die Bevölkerung Wiens rasant wuchs, entstanden große Wohnhäuser, sogenannte "Zinshäuser", die günstigen Wohnraum für die arbeitende Bevölkerung boten. Diese Gebäude waren oft spartanisch ausgestattet, und die Bassena war eine notwendige Einrichtung, um den Bewohnern Zugang zu frischem Wasser zu ermöglichen. Mit der Fertigstellung der Ersten Wiener Hochquellenwasserleitung im Jahr 1873, einem Meilenstein in der städtischen Wasserversorgung, verbesserte sich die Qualität und Verfügbarkeit von Trinkwasser erheblich. 

Trotzdem blieb die Bassena bis weit ins 20. Jahrhundert hinein ein fester Bestandteil vieler Wiener Wohnhäuser, da die direkte Wasserzufuhr in die Wohnungen nur langsam umgesetzt wurde. 

Sozialer Knotenpunkt

Die Bassena war nicht nur eine Wasserquelle, sondern auch ein Ort des sozialen Austauschs. Hier trafen sich Nachbarn, tauschten Neuigkeiten aus und pflegten Gemeinschaft. Die Bassena spielte eine wichtige Rolle im sozialen Leben der Wiener Arbeiterschicht. 

Symbol des sozialen Wandels

Die allmähliche Verschwindung der Bassenas aus den Wiener Wohnhäusern im Laufe des 20. Jahrhunderts spiegelt den sozialen Wandel und die Verbesserung der Lebensstandards wider. Die Modernisierung der Wohninfrastruktur, einschließlich der Installation von Badezimmern und Küchen mit direktem Wasseranschluss, machte die Bassena überflüssig. 

Kulturelles Erbe

Heute erinnern noch die Alt-Wiener Zinshäuser an diese Zeit. Sie sind zu einem Symbol des alten Wiens geworden und erzählen die Geschichte einer vergangenen Ära. 

Fazit

Die Bassena ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie alltägliche Gegenstände und Einrichtungen tiefgreifende Auswirkungen auf das soziale Leben und die Kultur einer Stadt haben können.

Ihre Geschichte bietet einen einzigartigen Einblick in das Leben der Wiener Bevölkerung und die Entwicklung der städtischen Infrastruktur. Obwohl die Bassena heute größtenteils verschwunden ist, bleibt sie ein wichtiger Teil des Wiener Erbes und ein interessantes Kapitel in der Geschichte der Stadt.